AdAptiv
Fotomontage: drei Kinder stehen auf einem Sandhaufen vor dem Gebäude der AdA

AdAptiv ohne AdA

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Fünf Jahre Vision, Herzblut und Arbeit – und jetzt ist klar: Wir werden die ehemalige Akademie der Arbeit nicht kaufen.

Das trifft uns. Es macht uns traurig, wütend, erschöpft. Wir haben verhandelt, geplant, für jedes Detail Lösungen gesucht, haben gehofft. Und doch haben sich die Rahmenbedingungen schneller verändert, als wir sie auffangen konnten.

Die Baukosten stiegen um fast 45 %, die Bauzinsen haben sich von 1 % auf bis zu 4,5 % vervielfacht. Außerdem hatte die Stadt laut eigener Aussage keine Handhabe, den Kaufpreis für das Gebäude oder die Konditionen für die Erbpacht, die für das Grundstück fälllig wird, im laufenden Verfahren anzupassen.

Das unsanierte Bestandsgebäude aus den 50er und 70er Jahren sollte 4,8 Mio. Euro kosten, die Erbpacht hätte einen Anteil von 6 Euro am finalen Mietpreis pro Quadratmeter ausgemacht.

Das alles hätte die Mieten in Höhen getrieben, die nicht zu einem solidarischen Wohnprojekt passen.

Nach einem über 5-jährigen Prozess beenden wir daher nun im Einvernehmen mit der Stadt Frankfurt das sogenannte „Anhandgabeverfahren“ für die ehemalige Akademie der Arbeit in Bockenheim. Damit schließen wir ein Kapitel, das uns geprägt hat. Wir haben für unsere Vision über die Jahre intensiv gearbeitet, verhandelt, Kosten reduziert, externe Finanzierer:innen gesucht, kreative Lösungen erarbeitet und nicht zuletzt selbst einen mittleren sechsstelligen Betrag in die bisherige Planung investiert. Jetzt nehmen wir Abschied von der AdA.

Wir waren über die ganzen Jahre im guten Kontakt und engen Austausch mit der Stadt und wir haben an vielen Stellen hart verhandelt. Denn die städtischen Bestrebungen, Gemeinschaftliches Wohnen zu fördern, reichen unserer Erfahrung nach aktuell nicht mehr aus, um wirklich tragfähige Projekte entstehen zu lassen. Die Stadt plant, zu einem späteren Zeitpunkt ein neues Konzeptverfahren mit realistischen Bedingungen in Gang zu bringen. Wir hoffen, dass das gelingt. Viele unserer baulichen und prozessualen Ergebnisse und Erkenntnisse können dafür verwendet werden.

Was haben wir für uns erreicht?

Aus unserer Vision für ebenso gemeinschaftliches wie platzsparendes Wohnen haben wir das Konzept „Frankfurter Cluster“ entwickelt, das besonders für Großstädte und andere Ballungsgebiete sinnvoll ist. Wir wurden für unsere Ideen mit dem „Hessischen Preis für Innovation und Gemeinsinn“ und dem „GFB Zukunftspreis“ ausgezeichnet und sind - nach wie vor - Teil der World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026. Das hat uns immer gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Mit der Organisationsform der Soziokratie haben wir transparente und effektive Mitbestimmungsprozesse gelernt und sind zu einer handlungsfähigen und nachhaltig agierenden Gruppe geworden.

Wir haben auf unserem bisherigen Weg viele Kontakte geknüpft und Netzwerke aufgebaut: mit anderen Akteuren auf dem Campus, im Stadteil und im Bereich gemeinschaftliches Wohnen, unter Fachleuten für Architektur, nachhaltige Mobilität und erneuerbare Energien.

Als Speaker auf Panels und Kongressen durften wir unsere Erkenntnisse teilen und diskutieren. Die Anschlussfähigkeit unseres vielseitigen Konzepts für die AdA zeigte sich auch durch die vielen Mitfinanzierer:innen, die wir für unsere Sache gewinnen konnten. Das freut uns, dafür sind wir dankbar, und daraus schöpfen wir Kraft für unsere weiteren Prozesse.

Wie geht es weiter?

Unsere Gruppe ist kleiner geworden. Für einige ist das Ziel aus altersgründen in zu weite Ferne gerückt. Auch einige Familien werden sich wohl einem anderen Wohnprojekt außerhalb Frankfurts anschließen: Sie wollen, dass gemeinschaftliches Wohnen für ihre Kinder endlich Realität wird und nicht länger nur ein arbeitsintensives theoretisches Projekt ist, dass mit ihnen um wertvolle Familienzeit konkurriert.

Für die jetzige Kerngruppe geht es jedoch weiter. Wir bleiben dran und arbeiten dafür, ein gemeinschaftliches, nachhaltiges, solidarisches Wohnprojekt umzusetzen. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es auch in Frankfurt Möglichkeiten und Unterstützung gibt und geben wird!